Das diesjährige “Open Air Schloss Solitude“ konnte
wahrlich die württembergischen Humanisten auf die klassischste Höhe Stuttgarts
locken! Tragödien des Sophokles, Oedipus
auf Kolonos und Antigone, musikalisch aufbereitet in
„Schauspielmusiken“ Felix Mendelssohn-Bartholdys, wurden mit Texten der
Übersetzung von J.C. Donner szenisch unterlegt gesprochen.
Auf Anregung des
kulturbeflissenen Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV. war die Antigone
in Potsdam 1841 erstmals in deutscher Übersetzung aufgeführt worden - ebenso
1845 Oedipus auf Kolonos, im Rückgriff auf die eigens erarbeitete 1838 erschienene
Übersetzung des gesamten Sophokles
durch den Stuttgarter Gymnasialprofessor Johann Christian Donner (1799-1875).
Mendelsohns Vertonung der Antigone und des Oedipus auf Kolonos
wurden nunmehr unter Frieder Bernius mit dem Kammerchor Stuttgart und der
Klassischen Philharmonie Stuttgart in der Donner‘schen metrischen Übersetzung gerade
der Chorlieder zum alljährlichen hochsommerlichen musischen Event – genau am
Übergang in den August 2015. Bereits ein Jahr vorher, am 19. Juni 2014, hatte
Professor Hellmut Flashar, vielen Studierenden der Alten Sprachen in Tübingen
noch bekannt, die Sophokles-Übersetzungen in Potsdam philologisch kommentiert –
Bernius hatte ihn nun als Kommentator der Mendelsohn‘schen Vertonung (auch in
schriftlichem Beitrag im Programmheft) nach Stuttgart gebeten. Donners
Übersetzung ist in doppelsprachigen Broschüren aus dem Herder-Verlag
unmittelbar nach dem Krieg (1948) noch greifbar, eingeleitet von Reinhold
Schneider. Sie fand sich in dem von Flashar behutsam eingerichteten Textbuch-Programm
wieder und ließ die Rezitation mitverfolgen – dank der geschulten Stimmen
bedeutete die hereinbrechende Dunkelheit keine Einbuße. Hans-Günther Heyme
sprach selbst Ödipus und Kreon und hatte die Dialogregie persönlich übernommen,
Pilu Lydlow war als Antigone, in weiteren Rollen waren Isa Weiss und Peter
Kaghanowich zu hören, zusammenhängende Textpassagen der Einführung Flashars las
Barbara Stoll.
Gab es im Verlauf des zweiten Abends auch ein paar Regenschauer – dank der zur Verfügung gestellten rosenfarbiger Capes waren sie leicht abzuwehren. Die ausverkaufte Vorstellung vor der blendend illuminierten weißen Freitreppe des Schlosses im transparenten Pavillon für die Chöre und das Orchester übte eine starke Wirkung und erhielt den gebührend langdauernden Applaus.
Gab es im Verlauf des zweiten Abends auch ein paar Regenschauer – dank der zur Verfügung gestellten rosenfarbiger Capes waren sie leicht abzuwehren. Die ausverkaufte Vorstellung vor der blendend illuminierten weißen Freitreppe des Schlosses im transparenten Pavillon für die Chöre und das Orchester übte eine starke Wirkung und erhielt den gebührend langdauernden Applaus.
Dr.
Monika Balzert
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