Nun steht es, unser neues Programm. Wie jedes Jahr können wir auch dieses Mal wieder Vorträge zu den aktuellen Sternchenthemen des Abiturs in Baden-Württemberg in den Fächern Latein und Altgriechisch anbieten. Die Vortragenden sind ausgesuchte Spezialisten ihres Themas und bestens mit der aktuellsten Forschungsliteratur vertraut:
Herr Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf (Mainz)
„Ovids Abschied von der Liebe als menschlicher Bindung (Amores 1, 8 und
3,11)“ (Sternchen-Thema)
Ovid
hat sich gegen eine autobiographische Deutung seiner Liebesdichtung
entschieden verwahrt. Für ihn sind die Elegien der “Amores” ein Feld
literarischer Experimente, mit denen er die Liebeserfahrungen seiner
Vorgänger – Catull, Tibull und Properz – variiert und bis zur Groteske
steigert. Doch ein höheres Maß von Realismus macht dieses literarische
Spiel glaubhaft. In Amores 1, 8 stellt er die skrupellose Ausnutzung
erotischer Libertinage dar. Das zweite hier ausgewählte Gedicht – Amores
3, 11 – agiert den Endpunkt einer derart entromantisierten Leidenschaft
vor. Wie Catull (c. 72, 75 und 76) sieht er seine Leidensfähigkeit
erschöpft. Begehren und Lieben haben sich getrennt. Aber wie Catull kann
er sich nicht völlig von ‘Corinna’ trennen: deshalb gehören die letzten
20 Verse, die von den Herausgebern entgegen der Textüberlieferung als
Amores 3, 11 b abgetrennt werden, doch sicher zu dieser Elegie. Bei der
Liebesdichterin Ulla Hahn findet sich ein erstaunlich ähnlicher
Gefühlswechsel.
19.00
Uhr, Universität Stuttgart, Azenbergstr. 18, Hörsaal M 18.11
Frau Prof. Dr. Ulrike Auhagen (Freiburg)
„Ovid, Amores und Heroides (Interpretation)“ (Sternchen-Thema)
Ovid, der selbsternannte tenerorum
lusor amorum (trist. 4, 10, 1), spielt in seiner Liebesdichtung
virtuos mit männlichen und weiblichen Perspektiven: In den Heroides 1
bis 15 schlüpft er in die Rolle verlassener mythischer Frauen. Am Beispiel von her.
10 wird gezeigt, wie geistreich Ovid mit der Briefform, mit der
Erzählperspektive und mit literarischen Vorbildern (besonders Catull)
jongliert.
19.00 Uhr, Universität Stuttgart, , Azenbergstr. 18, Hörsaal M 18.11
Herr Prof. Dr. Michael Erler (Würzburg)
„Fessle die Daidalosbilder“. Platons
Interpretationshilfen für seine frühen Dialoge“ (Sternchen-Thema)
Manche Dialoge Platons enden ohne Ergebnis. Doch gibt Platon Signale an
den Leser, dass dieses negative Ergebnis nicht das letzte Wort sein muss. Ein
Hinwies ist das Bild von Meinungen, die wie 'Daidalos-Bilder' entlaufen wollen
und festgebunden werden müssen. Im Vortrag soll gezeigt werden, dass und wie
dieses Bild und andere Signale als Anregungen für den Leser verstanden werden
können und sollen, selbst Lösungen zu finden."
19.00 Uhr,
Universität Stuttgart, Keplerstr. 11, Kollegiengebäude K I, 7. Stock, Hörsaal M
11.71
Herr Prof. Dr. Klaus Eberhard Ludwig Bartels (Kilchberg bei Zürich)
Von der Kosmopolis zum Global Village: Die griechische Idee weltweiter
Freundschaft und die römische Vision eines ewigen Friedens
Im Gefolge des Alexanderzugs ist
in Athen die Idee einer globalen Menschheits- und Schicksalsgemeinschaft
aufgekommen. Die Stoa forderte eine Verantwortung aller Menschen für alle
Mitmenschen – „dem Schiffbrüchigen die Hand zu reichen, dem Irrenden den Weg zu
zeigen, mit dem Hungernden das Brot zu teilen“ –, ja frappierend aktuell auch
für alle zukünftigen Generationen und entdeckte jenseits des seit alters
geächteten Landesverrats einen noch übleren Menschheitsverrat.
In Augusteischer Zeit ist diese
philosophische Idee im römischen Reich zu einer politischen Vision geworden.
'Stadt' und 'Welt', Urbs aeterna und Orbis terrarum schienen
eins zu werden, die Pax Augusta verhiess ein Ende aller Kriege. Heute
ist die Welt auf andere Art zu einer 'Kosmopolis' – buchstäblich verdolmetscht:
einem 'Global Village' – zusammengeschnurrt; aber Schlagworte wie 'Neue
Weltordnung', 'Pax Americana' und 'Ende der Geschichte' deuten auf die
Verwandtschaft der Zeiten."
19.00 Uhr,
Universität Stuttgart, Keplerstr. 11, Kollegiengebäude K I, 7. Stock, Hörsaal M
11.71
Freitag, 11. März 2016
Vorträge der Preisträger des
Schülerwettbewerbs „Alte Sprachen“ 2015
der Stiftung Humanismus Heute
Frau Maximiliane Gindele
(Sauldorf-Bietingen)
"Kulturelle Integration im Imperium Romanum und in der
Europäischen Union
– eine Herausforderung für Staat
und Gesellschaft?“
Herr Matthias Steffel (Aalen)
„Augustus – eine gelungene Inszenierung“
19.00 Uhr, Universität Stuttgart, Keplerstr. 11, Kollegiengebäude K I, 7. Stock, Hörsaal M 11.71
Weitere Vortragsveranstaltungen
des Vereins finden in Heilbronn und Wasseralfingen statt. Themen, Termine
und Referenten können ab November bei der Geschäftsstelle erfragt werden.
Unsere Vorträge finden Sie auch auf der Internetseite www.humanismus-württemberg.de
und auf unserem Blog http://humanistischebildung.blogspot.de/
unter der Seite Veranstaltungen.
Kontakt:
Herr
Rudolf Schmidt M.A., Universität
Stuttgart, Historisches Institut, Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart,
Tel.
0711/685-83441, E-Mail-Adresse: rudolf.schmidt@hi.uni-stuttgart.de
oder
Herr
Prof. Dr. Eckart Olshausen, Universität Stuttgart, Historisches Institut, Abt.
Alte Geschichte,
Keplerstr.
17, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/685-83439, E-Mail-Adresse: eckart.olshausen@gmx.de
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