jeweils Dienstag, 18 Uhr c. t., Hörsaal 21, Kupferbau
Organisation: Prof. Dr. Maria Moog-Grünewald, Romanisches Seminar der Universität Tübingen
‚Ut pictura poesis‘ – ‚wie die Malerei, so (ist) die Dichtung‘: diese missverstandene Formel aus Horaz‘ Ars poetica gehört zu den wirkmächtigsten Konzepten der Kunst und ihrer Geschichte. Ein ‚Kräfte messen‘ ist die Folge vorgeblicher Gleichheit: Im Paragone, einem Wettstreit, sucht die Dichtung die Malerei zu überbieten, und umgekehrt erhebt die Malerei den Anspruch, der Dichtung überlegen zu sein. Die Folge ist, dass die Dichtung Bezug nimmt auf die Malerei in der Absicht, die Möglichkeiten der sprachlichen Repräsentation auszuspielen gegen die Möglichkeiten der bildlichen Repräsentation, dass ihrerseits die Malerei auf größere Effekte der Anschaulichkeit setzt, mit der wiederum die Dichtung zu konkurrieren sucht.
Das Verhältnis von Bild und Text, Intermedialität, auch Interartialität, gehört seit mehr als drei Jahrzehnten zu einem bevorzugten Gegenstand der Forschung. Dabei scheinen basale Fragen außer Acht zu bleiben: Fragen, die in der Textwissenschaft und in der Bildwissen - schaft jeweils getrennt diskutiert werden und die gleichwohl mit Gewinn für die genauere Kenntnis beider Künste ihrerseits ins Verhältnis zueinander gebracht werden könnten – Fragen also, auf die die Vorlesung an prominenten Beispielen Antworten zu geben sucht: Was ist ein Bild? Was ist ein Text? Welche Bedeutung haben vorästhetische Theorien von Bild und Text für das Verständnis moderner Theorien? Haben Bilder und Texte grundsätzlich einen unterschiedlichen Realitätsbezug? Was können Bilder zur Anschauung bringen, was Texte nicht vermögen – und umgekehrt? Worin unterscheiden sich Bilder und Texte in der Konstitution von Bedeutung?
Und nicht zuletzt: Was ist der Grund dafür, dass Texte auf Bilder Bezug nehmen und Bilder auf Texte? Gerade die letzte Frage soll nach einer allgemein bild- und texttheoretischen Grundlegung im Mittelpunkt der Vorlesung stehen und an konkreten Beispielen von der frühen griechischen Antike bis in die Gegenwart erörtert werden. Dabei wird sich zeigen, dass die Gründe vielfältig sind.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen