OStD i. R. Prof. Dr. Hermann Steinthal †
Tübingen
Gym. Prof. Dr. Willy Voll †
Stuttgart
Er wurde am 10.10.1915
in Epfenbach im Odenwald geboren. Die Herkunft aus einem evangelischen
Pfarrhaus war prägend für sein ganzes Leben. Das Abitur legte er 1935 am
Humanistischen Gymnasium in Bruchsal ab. Es folgten Arbeits- und Wehrdienst. Ab
1937 studierte er Theologie im Evangelischen Stift in Tübingen, wurde aber
mitten im Studium 1940 zur Wehrmacht einberufen und nahm am Frankreich-Feldzug
teil. Um sein Studium zum Abschluss zu führen, wurde er freigestellt vom
Wehrdienst; so legte er 1942 die erste theologische Dienstprüfung ab. Im
Dezember desselben Jahres wurde er wieder zurückbeordert zu seinem Regiment,
das als Besatzungstruppe in Frankreich lag.
Herr Voll hat stets
mutig und unerschrocken seine Meinung geäußert und vertreten. So sprach er auf
einer Bahnfahrt im Kreise von Offizieren sehr abfällig vom Hitler-Regime; er
sagte, Hitler sei durch eine Lüge an die Macht gekommen, womit er Hitlers
gebrochenes Versprechen meinte, die christlichen Jugendverbände erhalten zu
wollen. Er selbst wolle lieber in England als in diesem Deutschland leben.
Wegen ‚Wehrkraftzersetzung’ angezeigt, hatte er es seinem verständnisvollen
Kompaniechef zu verdanken, dass er ‚nur’ an die Ostfront strafversetzt wurde.
Dort wurde er bei einem Erkundungsunternehmen schwer verwundet, was ihn zwar in
einem Minenfeld das rechte Bein kostete, ihm letzten Endes aber wohl das Leben
rettete – in einem Lazarettzug hat man ihn nach Klagenfurt zurücktransportiert.
Obwohl ihn die
qualvollen Stunden im Minenfeld lebenslang als Trauma verfolgt haben, verließ
ihn sein Lebensmut doch nicht. Er nahm im Wintersemester 1943 in Tübingen das
Studium der Altphilologie und der Geschichte auf, promovierte 1948 bei Otto
Weinreich und legte im selben Jahr das erste Staatsexamen ab. 1949 folgte auf
das Referendariat in Stuttgart die zweite Dienstprüfung. Er war Studienassessor
am Stuttgarter Zeppelin-Gymnasium bis 1954, Studienrat am Gymnasium Korntal bis
1958 und wurde anschließend als Oberstudienrat an das Karls-Gymnasium nach
Stuttgart berufen. Seit 1966 Gymnasialprofessor, unterrichtete er die Fächer
Griechisch, Latein, Geschichte und Religion bis zu seiner Pensionierung im
Jahre 1980. Er war aber auch weiterhin in der Lehre tätig; jetzt leitete er
Kurse an der Universität Stuttgart zur Vorbereitung auf das Latinum. Auch
diente er lange Jahre mit höchstem Einsatz dem Württembergischen Verein der
Freunde des Humanistischen Gymnasiums als Schriftführer.
Verheiratet war er seit
1947 mit Brigitte Kirn, die er im Referendariat kennengelernt hatte; sie
schenkte ihm drei Kinder.
Willy Voll starb am 23.
März 2009 in Stuttgart. Seine Persönlichkeit, getragen von einer ungeheuren
Wucht und Verve, geprägt von einer tiefen, gelebten und ehrlichen Begeisterung
für eine im Christentum wurzelnde humanistische Bildung hat weit ins Land
hinein gewirkt. So bleibt er lebendig und allen, die ihm begegnen konnten,
unvergessen.
Ich erinnere mich noch sehr gut an Herrn Dr. Voll. Er war zwei Jahre lang mein Lateinlehrer. Seine authentische, konsequente, aber stets am Wohl der Schüler orientierte Art hat mich nachhaltig geprägt.
AntwortenLöschenThomas Epple; Abiturjahrgang 1983
Einmal bin ich Willy Voll persönlich begegnet, in meiner schriftlichen Griechisch - Prüfung als Externer des Sprachenkollegs der EV Landeskirche im Juli 1975 in Stuttgart. Bei der Abgabe meiner Arbeit bat er mich, noch einen Moment zurück zu bleiben. Als alle anderen Prüflinge den Raum verlassen hatten, sagte er: I"bin Willy Voll, der Bruder von Eberhard Voll, der in Stalingrad vermisste Verlobte Ihrer Mutter" (von ihm her erhielt ich meinen Vornamen!). Diese unverhoffte Begegnung war für mich ein sehr bewegendes Erlebnis. Geschichte, von der ich immer nur gehört hatte, wurde durch den mir nicht bekannten Bruder mit einem Schlag lebendige Gegenwart. Ich bin Willy Voll besonders dankbar für seine Einfühlsamkeit, mir erst nach der Prüfung seine Identität mitzuteilen, obwohl die auch für ihn überraschende Begegnung mit dem Sohn seiner schon als Schwägerin betrachteten Verlobten seines Bruders wohl während der Prüfung, in der er Aufsicht führte, bewegend war... Er ruhe in Frieden!
AntwortenLöschenEin wahrer PÄDAGOGE !
AntwortenLöschenEiner aus seiner Abitursklasse 1968